Lesen Sie dazu das Vorwort von Peter Kurer, ehemaliger Verwaltungsratspräsident der Schweizer Großbank UBS und früherer Partner bei der renommierten Kanzlei Baker & McKenzie; heute u.a. Chairman von Sunrise, einem führenden Schweizer Telekommunikationsanbieter.
Im Laufe der heutigen Globalisierungswelle wurden transnationale Unternehmen zu zentralen Machträgern, oftmals mächtiger und einflussreicher als die Regierungen kleinerer bis mittelgrosser Länder. Dies gilt für die Masters of the Universe der globalen Finanzwirtschaft ebenso wie für die Giganten der Nahrungs- und Pharmaindustrie, deren Forschungs- und Vertriebsstrategien darüber entscheiden, wie gesund und wie lange wir leben. Kulmination dieser Entwicklung sind die sieben oder acht grossen Technologieplattformen von Google bis Ali Baba, die alles wissen, überall dabei sind und die Techniken liefern, um Regierungen zu stürzen und ganze Gesellschaften in ein Chaos zu treiben.
Diesem Aufstieg globaler Wirtschaftsmacht sind die politischen Akteure zuerst mit Konsternation und dann mit Ressentiments begegnet. Zugleich mussten sie sich zunehmend um die nicht immer glänzende Kehrseite der Medaille kümmern: Verlust von Arbeitsplätzen in den Ländern der ersten Welt, soziale Unsicherheit bis zur Verarmung, Massenmigration, Anstieg von gefühlten Risiken und Ungerechtigkeiten wie ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen.
Als Resultat dieser gegenläufigen Entwicklungen ist das ursprüngliche Konzept der getrennten Interessensphären demjenigen eines aufgeladenen Spannungsfeldes gewichen. Man muss nur die täglichen Schlagzeilen der internationalen Wirtschaftspresse lesen, um zu verstehen, dass Staat und Wirtschaft nicht mehr ein friedliches Nebeneinander praktizieren, sondern in einem permanenten Konflikt-, wenn nicht Kriegszustand stehen. Je grösser und globaler ein Unternehmen, desto mehr wird das Spannungsfeld zum eigentlichen Minenfeld für diejenigen, die diese Unternehmen führen.
Penible öffentliche Auseinandersetzungen mit Exponenten der Politik, teure Rechtsverfahren, horrende Bussen und mediale Abstrafung gehören in der Zwischenzeit zur naheliegenden Erfahrung jedes Wirtschaftsführers. Und meistens können diese damit nur unzureichend umgehen. Sie haben an den grossen internationalen Managementschulen vieles gelernt, von Volkswirtschaft bis Marketing, von Finanzwissen bis zum Aufstellen von weltweiten Wertschöpfungsketten. Was sie an diesen Managementschulen indessen nicht wirklich studieren konnten, ist eine vertiefte Einführung in das politische Leben: wie funktioniert das politische Leben, wie wird regiert, was läuft in der Welt der Diplomatie? Und wie kann ich in dieser komplexen Umwelt das Heft wieder selber in die Hand nehmen?
Hier setzt das Buch von Wilfried Hoop ein. Sein zentrales Thema ist: wie navigiere ich ein Unternehmen, ob nun gross oder klein, durch das Minenfeld des politischen und öffentlichen Umfelds? Hoop baut auf einer reichen persönlichen Erfahrung als Manager in internationalen Unternehmen, als Funktionär eines grossen internationalen Sportverbandes und als Diplomat für eine europäische Monarchie auf. Er hat vor diesem Hintergrund seiner persönlichen Erfahrung vertiefte Gespräche mit zahlreichen Wirtschafsführern, bedeutenden Beratern, Politikern und Diplomaten geführt; er hat die einschlägige Literatur und Forschung verarbeitet; und er hat seine Erkenntnisse zu stringenten und präzisen Handlungsanweisungen zusammengeführt. In der Quintessenz lauten diese: Um mit den staatlichen Gewalten und der Öffentlichkeit produktiv und im Interesse des Unternehmens zielführend umzugehen, müssen die Unternehmen eine Aussenpolitik betreiben und die Künste der Diplomatie, wie sie Staatslenker über Jahrhunderte entwickelten, einsetzen.
Das Konzept der Corporate Diplomacy besteht in einer integrativen Ummantelung all jener Funktionen eines Unternehmens, die sich schon heute mit der öffentlichen Aussenwelt auseinandersetzen, wie Public Affairs, Corporate Social Responsibility, Lobbying und Public Relations. Die Spitzen der Unternehmen sind aufgerufen, dieses integrative Zusammenführen selbst zu übernehmen und mit einem solchen umfassenden Ansatz ihre Firma schadlos durch das Minenfeld zu navigieren. Hoop argumentiert auch für das Bilden einer Stabsstelle, die die Unternehmensführer dabei unterstützt.
Ich habe mit Wilfried Hoop manche Stunden über seinen Ansatz diskutiert und habe nun das Buch mit grossem Gewinn und Vergnügen gelesen. Es ist praktisch und unterhaltsam geschrieben, ohne den theoretischen und betriebswirtschaftlichen Hintergrund zu vernachlässigen. Von diesem Buch profitieren können operative Unternehmensführer, Mitglieder von Aufsichts- und Verwaltungsräten, aber auch Unternehmer mit kleineren oder grösseren Firmen, Akademiker, Berater verschiedenster Provenienz und Journalisten ebenso wie Politiker, die sich für das Spannungsfeld zwischen Öffentlichkeit und Wirtschaft interessieren. Es ist ein kluges und erfrischendes Buch, das wieder einmal beweist, dass kreative Managementideen oftmals nicht im Mainstream entstehen, sondern auf den weniger ausgetretenen Pfaden des konstruktiven Querdenkens.»
1. | Unternehmen – Treiber oder Getriebene? |
1.1 | Die Welt aus den Fugen – Navigieren in stürmischen Gewässern |
1.2 | Risiken, Abenteuer und schwarze Schwäne |
1.2.1 | Politische und gesellschaftliche Risiken – „It’s politics, stupid!“ |
1.2.2 | Rechts- und Compliance-Risiken – Mehr Angst vor amerikanischen Juristen als vor Dschihadisten |
1.2.3 | Wirtschaftliche Risiken – Braucht es mehr Radikalität der Vernünftigen? |
1.2.4 | Die Digitalisierung – Ein Game Changer |
1.2.5 | Umweltrisiken – Gibt es ein „richtiges“ Klima? |
1.3 | Die Milch kommt von der Kuh, nicht von Aldi – Wider den Wirtschaftsanalphabetismus |
1.4 | Politische Stabilität und Rechtssicherheit – Der Goldstandard |
1.5 | Direkte Demokratie – Ein Jungbrunnen für erfolgreiches Unternehmertum |
2. | Corporate Diplomacy – So schaffen Sie sich einen Wettbewerbsvorteil in einer komplexer werdenden Welt |
2.1 | Lobbying, Public Affairs, Government Affairs, Public Relations, Corporate Social Responsibility – Und was noch? |
2.2 | Von der Staatsdiplomatie zur Unternehmensdiplomatie |
2.3 | Würden Sie ohne GPS Auto fahren? |
2.4 | Ein Blick in den Corporate-Diplomacy-Baukasten |
2.4.1 | Die Stakeholderanalyse – Kennen Sie Ihre Stakeholder? |
2.4.2 | Permanente Risikoanalyse – Eine unternehmerische Pflicht |
2.4.3 | Stakeholdermanagement – So optimieren Sie Ihre Stakeholderbeziehungen |
2.4.4 | Auf- und Ausbau interkultureller Kompetenz – Ein pragmatischer Ansatz |
2.4.5 | Kooperation mit Gleichgesinnten – Fokus auf Themensetzung |
2.4.6 | Die Drehtür – Cliquenkarussell oder Kompetenztreibhaus? |
2.4.7 | Organisatorische Eingliederung |
2.5 | Auch KMUs und Start-ups können mehr für sich herausholen |
2.6 | Fifa, IOC & Co. – Aufwachen bitte! |
3. | Fazit |
4. | Schlussbemerkungen |
5. | Bibliographie |